Samstag, 17. Mai 2014

Die sibirische Eisfrau

So saß ich,
füllte meinen Kopf mit Worten,
zu Persönlichkeitsstruktur, Triebbasis,
Kulturismus und solcherlei Dingen.

Ich versuchte zu vertiefen,
versuchte einzudringen,
versenkte meinen Geist,
in die Materie.
Doch aus der Tiefe tauchte,
während ich dahin sank,
ganz von allein,
immer wieder diese Gestalt auf,
diese Frau,
wie sie in einer Blockhütte in Sibirien sitzt,
mit einem roten Kater auf dem Schoß.

Geheimnisvoll lebte sie,
einen Traum in meinem Traum,
in einem Land,
dem ich schon lange aufgehört hatte,
zu opfern.

Es gab so viel was ich sie Fragen wollte.
Die schiere Fülle an möglichen Worten,
und Antworten,
machte mir zu schaffen.

Ich könnte nur stammeln,
und müsste zu allem was in mir brannte schweigen,
sähe ich sie wieder.
Denn jedes Wort, jede Frage, wäre ungenügend!
Ein profanes Sandkorn,
das den Traumstränden des Geistes,
niemals gerecht werden würde.

Doch bevor ich mir überhaupt klar werden konnte,
was ich wollte,
zog mich die Arbeit die mir auferlegt war,
wie ein Senkblei, befestigt an meinem Fuß,
zurück hinab in die Versenkung,
zurück zu den theoretischen Ungeheuerlichkeiten,
die ich zu ergründen hatte.

Der neue Mensch erwartete mich.
Ob er wohl auch in Sibirien anzutreffen wäre?

Samstag, 10. Mai 2014

Ein Politiker

Wir reden viel,
und sagen nichts,
weil niemand von uns,
wirklich spricht.

Wir drehen uns,
verbal im Kreis,
weil keiner von uns,
etwas weiss.

So drehn wir auch,
das Rad der Welt,
ein jeder so,
wies ihm gefällt.

Das alles nennt sich,
Politik.
Wohins auch geht,
wir kreiseln mit.

Die Wirtschaft fährt,
die Meute zieht,
der Karren läuft,
das bringt Profit.

Samstag, 3. Mai 2014

Helden...


Das waren einmal,
vor sehr langer Zeit,
Krieger die Menschen,
vom Elend befreit.

Die Götter erzürnt,
das Schicksal gebogen,
Die Frieden gebracht,
vom Feuer umstoben.

Manch einer von ihnen,
gab gerne sein Leben,
für die großen Taten,
die wir heut erzählen.

Doch heute sind Helden nicht strahlend!
Vielleicht gar waren sies nie...
Die helle reine Natur,
ein Trug unsrer Fantasie.

Die Helden von heute sind anders,
sie sterben nicht für ihren Sieg.
Das macht es nicht weniger tragisch,
ihr Gehen ist traurig wie nie.

So siechen sie in ihren Zimmern,
entstellt, gequält und vergessen.
Im Flur hört gedämpft man das Wimmern,
hinfort was sie einstmals besessen.

Statur und Stärke der Glieder,
hat Krankheit und Alter versehrt.
Wo einst sie Riesen bekämpften,
ist nun schon der Gang verwehrt.

Der Geist der vor Plänen so strotzte,
Zyklopen und Hades selbst trotzte,
Alzheimer zehrt von ihm mehr jeden Tag,
ein hohles Pferd trägt ihn langsam zu Grab.

Vom Fenster her tönen Sirenen,
sie locken die Helden zum Fels.
Gebrochen sind sie dort gefangen,
in Neonlichtwellen so grell.

Da harren sie ob ihres Endes,
Skyll und Charib unausweichlich.
Die Schwester kommt mehrmals täglich,
vom Lotus gibt es dann reichlich.

Wöchentlich kommt auch der Chefarzt,
im Schlepptau ist Circe die Schöne,
sie locken mit schnellem Genesen,
sie wissen viel freundliche Töne.

Kalypsos Armen entgleiten,
auf lange Sicht wirds geschehn,
sie könnten noch ewig hier bleiben,
doch das wolln die Götter nicht sehn.

Die Mächtigen zeigen erbarmen,
sie lassen die Helden nun ziehn,
vereinsamt dort auf ihrem Floß,
das letzte Tuch ist geliehn.

Der Schluss der Odyssee,
die Helden treiben Heim,
doch die finale Fahrt,
wird eine Stille sein.

Der Leib verging nicht im Feuer,
doch ist alle Größe verraucht,
vergessen dort in ihren Kammern,
hörts Wimmern dann irgendwann auf.